Kindeswohl

Willkür?

Gastbeitrag von Kathy Sollmann

Und wieder ist es passiert. Auf Aussage einer Mitarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe wurde eine alleinerziehende Mutter dazu verpflichtet gegen das Wohl ihres Kindes zu handeln und das Kind in eine Schule zu zwingen, egal welche Folgen das haben wird, denn die Verantwortlichen tragen für Ihre Entscheidung keine Haftung.

Diese Mutter hat sich mit ihrem Kind aufgrund bestimmter Erfahrungen, die sie mit ihm von Geburt an machte, für einen ganz bestimmten Weg entschieden, sich belesen und gebildet, doch weil aufgrund der unfassbaren politischen Entscheidungen weder Lehrer noch Eltern auf die Externistenprüfung letzten Sommer ausreichend vorbereitet und eingestellt waren, und viele junge Menschen dem Druck von außen nicht Stand gehalten und deshalb versagt haben, müssen viele Familien, die zum Schutz ihre Söhne und Töchter, vor der Willkür in den Einrichtungen und damit vor gröberen gesundheitlichen Konsequenzen geschützt haben, sich nun vor den gleichen Menschen verantworten, die diese Situation durch ihre Mittäterschaft erzeugt haben.

Offensichtlich wissen diese Menschen nicht, dass sie sich seit Monaten zu Mittätern machen und sind von ihrer Sichtweise so überzeugt, dass sie andere Menschen damit zwingen, genauso zu handeln, egal welche Folgen das haben wird. Sie erheben sich darüber zu wissen, was aus ihrer Sicht „Richtig“ ist. Wohin kommen wir, wenn wir nur noch diagnostizieren und alles nach „Richtig“ und „Falsch“ beurteilen? Hat nicht genau dieses Denken, diese Misere verursacht? Menschen, die sich auf diesem, andren Weg nicht mitentwickelt haben, können maximal versuchen die Situation der Eltern zu verstehen, wenn sie jedoch über keine Erfahrung in ähnlicher Weise verfügen, wird Verständnis und Akzeptanz auf beiden Seiten schwer.

Viele dieser Menschen öffentlicher Einrichtungen und Behörden sind häufig aufgrund mangelnder Erfahrung der Ansicht, dass man da einfach durch muss, es nicht immer schön ist und es einem selbst oft auch nicht gefallen hat, aber dennoch kommen sie zu dem Schluss, meist weil sie ja jetzt erfolgreich im Leben stehen, dass es ihnen auch nicht geschadet hat. Aus dieser für sie allgemeingültigen Erkenntnis entscheiden sie.

Übergriffige Aussagen und Anordnungen sind häufig die Folge, wie in unserem Beispiel. Familien und Alleinerziehende entwickeln sich mit ihren Söhnen und Töchtern, denn niemand wurde als Mutter oder Vater geboren. Wenn Eltern sich für andere Wege und Strategien entscheiden, hat das Ursachen und es ist ihr Weg.

Wir dürfen diese Familien maximal von außen begleiten, ihnen ihren Weg zutrauen, sie liebevoll auffangen, wenn sie fallen, für sie da sein. Mit diesem Vertrauen und Zutrauen müssten sich viele Familien auch nicht jahrelang gegen etwas stellen und würden häufig viel schneller erkennen, welcher Weg für sie wirklich geeignet ist.

  • Aus welcher Angst wird Familien dieses Vertrauen abgesprochen?
  • Wie viel Feinfühligkeit braucht es, diese Familien wertfrei zu erkunden?
  • Wie viel Mühe und Zeit braucht es, sie zu verstehen?
  • Wer gibt einem anderen Menschen das Recht das zu bewerten bzw. darüber zu urteilen, was dieser Mensch bzw. diese Familie braucht?

Es werden hier, verursacht durch einzelne Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe, Exempel statuiert, auf dem Rücken der Familien und vor allem der jungen Menschen, die dieser Willkür ausgesetzt sind. Ich bin sicher, dass diese Mitarbeiter der Behörden nicht eine Woche in den Fußstapfen der Familien, über deren Köpfe sie hinweg entscheiden, aushalten würden. Sie würden mit ihrem Denken und Handeln von: „so muss es sein und nur so kann es gehen“, wahrscheinlich schon nach 24h scheitern, wollen sich aber ein Urteil nach einer Stunde Diskussion erlauben, in der sie ihre Meinung der Familie überstülpen und nicht annähernd versuchen sich in die Not der Eltern und Kinder, die sie zusätzlich mit ihren Handlungen erzeugen, hineinzuversetzen.

Aufgrund mangelnder Empathiefähigkeit fordern genau solche Menschen dann, noch mehr Diagnostik und noch mehr Therapeuten und noch mehr Fachleute, die wiederum Gleiches tun. Sie merken dabei gar nicht, wie sie mit ihrem Verhalten das Leben einer Familie zerstören, denen es vor ihren Verurteilungen gut ging, deren Leben sich erst durch ihr Einmischen und ihre Vorgaben von Richtig und Falsch ins Negative gewandelt hat. Schubladendenken von früh bis spät.

Spätestens mit dem Kindergartenalter beginnt die Stigmatisierung. Kaum sind die jungen Menschen ein paar Wochen in den Einrichtungen wird ge- und verurteilt, beWertet was das Zeug hält, vor allem von vielen jungen Fachkräften, die sich beweisen wollen, gesehen werden wollen, weil sie nie gesehen wurden, weil sie auch beUrteilt wurden. Kaum einer sieht mehr den Menschen und sein Familiensystem dahinter, betrachtet die Dinge ganzheitlich, nimmt sich selbst dabei zurück, nimmt die Beobachterposition ein, betrachtet den Menschen als das, was er/sie ist, ein Mensch der lernt und lernen darf, im besten Fall in einem vertrauensvollen Umfeld.

Und weil der Mensch ein soziales Wesen ist und dazu gehören möchte, versucht er den Urteilen der ach so tollen „Fachkräfte“ geRecht zu werden, denen er grundsätzlich gelernt hat zu vertrauen. Offensichtlich sind diese Fachkräfte aber mehr denn je dazu da, alle Menschen gleich zu richten, wahrscheinlich sind sie sich dessen nicht bewusst, sonst könnten sie unmöglich so weiter machen.

Vielleicht wollen sie es aber auch nicht sehen, denn dann müssten sie ihr Leben und Wirken bisher in Frage stellen und das schmerzt. Schmerzen will niemand fühlen. Flucht in welcher Form auch immer hat sich da mehr bewährt. Und so wird aus dem nächsten Wesen, wieder ein Wesen ohne Empathie, das gelernt hat zu gehorchen und zu funktionieren und seine Gefühle und Bedürfnisse zu missachten und hinten anzustellen oder im besten Fall zu begraben, was viele bereits erfolgreich geschafft haben. Das muss man ja schließlich auch. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder das tut, was er gern macht?

Vielleicht, wären wir dann schon längst in einer Gesellschaft, die den Wert der Menschen in jedem Alter erkennt, anerkennt und schätzt, sich mit Verständnis und Akzeptanz begegnet, statt mit Übergriffigkeit, Ignoranz und Überheblichkeit. Gestern hat sich wieder ein Richter und eine Mitarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe über das Wohl von schützenswerten Familien hinweggesetzt, weil sie davon überzeugt waren, dass sie keine andere Wahl haben. Traurig!

Denn sie wissen nicht was sie tun, – oder doch? Die Frage ist, was können wir als Gemeinschaft, was kann jeder Einzelne tun? Wie können wir optimal vorbereitet ggf. einen Schritt voraus sein und trotzdem für unsere Söhne und Töchter neben dem Alltag da sein? Wie können wir mit solchen Beschlüssen umgehen? Wie können wir Familien in solchen Situationen begleiten? Was brauchen die Familien, was die Begleiter? Lasst uns zusammen Lösungen finden und für ein selbstbestimmtes Leben zusammenhalten. Gemeinsam sind wir stark.

Kathy Sollmann begleitet Familien individuell bei Behördengespräche und bietet so Stärkung für Familien auf dem Weg der selbstbestimmten Bildung. 

Sie engagiert sich zudem ehrenamtlich im Verband der Pandora-Union und ist eine tragenende Säule des Projektes Bewusste (selbst) Bildung.

Kontakt: verein-freiraum@gmx.at

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